The Darkness und „Dreams On Toast“: Britischer Humor
27.05.2025 | Marco Kampe

Die britische Rockband The Darkness, die sich primär in ihrer englischsprachigen Heimat großer Beliebtheit erfreut, fasst auch hierzulande zunehmend Fuß und veröffentlicht unter dem urkomisch klingenden Titel „Dreams On Toast“ ihr mittlerweile achtes Studioalbum, dem zugleich ein groteskes Cover mitbeschert wird. Ob tiefere Botschaft oder eben nicht: An Querverweisen zu dem „Who Is Who“ des Rock´n´Roll mangelt es in der Medienlandschaft nicht, wenn sich The Darkness dazu anschicken, die internationalen Hitparaden zu entern. Hierbei besteht durchaus die Gefahr eines allzu wohlwollenden Nostalgie-Faktors, denn die durchschlagenden Erfolge der Formation liegen bereits gut 2 Jahrzehnte zurück.
Weil Klischees aber gut und gerne auf (halb-)wahren Gegebenheiten fußen, verblüfft „Dreams on Toast“ tatsächlich mit allerlei musikhistorischen Assoziationen. Durchaus ernstzunehmende Darbietungen („Mortal Dread“) werden zwar wiederkehrend durch ironische Verballhornungen in den entsprechenden Kontext gesetzt, doch ein wenig AC/DC und ein wenig Deep Purple kann man hier problemlos heraushören. Zuweilen ist es nicht abschließend zu beurteilen, an welchen Stellen der ironische Unterton („Hot On My Tail“) Oberwasser gewinnt und wann man es, trotz gewöhnungsbedürftiger Falsett-Stimme, tatsächlich ernst meint. Vielleicht im Falle von „Walking Through Fire“? Vielleicht im Falle von „Rock and Roll Party Cowboy“? Ebendieser reißt als klischeebeladener, exaltierter Opener die Aufmerksamkeit gekonnt an sich und überzeugt mit eingängigem Riffing, wie es auch das daran anknüpfende „I Hate Myself“ vollbringt. Die Augen muss man sich im Verlauf beider Stücke dennoch reiben, denn an großer Geste mangelt es zu keinem Zeitpunkt.
Abseits dieser Impressionen bietet „Dreams On Toast“ viel Mittelmaß. „The Battle Of Gadget Man“ hat etwas von den zeitgenössischen Volbeat und ist auch ebenso drucklos abgemischt (auch wenn bei Letzteren Besserung in Sicht ist!). Es wirkt unrund und erscheint im Spannungsfeld von Sprechgesang und virtuos anmutender Soli tendenziell überladen. Denkt man bei „Cold Hearted Woman“ zunächst an die oft besungene, in fragwürdigen Abhängigkeitsverhältnissen steckende, männliche Opferrolle in der Rockmusik, entpuppt sich dieses Lied überraschenderweise als bedeutungsloses Akustik-Geplänkel. Hier wäre die Gelegenheit für Reibung oder gar Provokation gewesen. „Don´t Need Sunshine“ wohnt als eigentliche Wohlfühlnummer erneut der zuvor beschriebene Unterton inne, was jegliche emotionale Zugänglichkeit massiv erschwert. „Weekend in Rome“ beschließt ein merkwürdiges Album mit reichlich Bombast und Theatralik. Vielleicht ist dies eine ganz spezielle Form britischen Humors, dessen Ausmaß der Autor dieser Rezension nicht zu greifen im Stande ist.
In ostwestfälischer Nüchternheit sei damit abschließend gesagt: Wem´s gefällt.
Wertung
Textlich habe ich auf Anhieb nicht alle Details verstanden, vielleicht ist das aber auch besser so. Mehr als ein Schmunzeln hat mir „Dreams On Toast“ nicht entlockt, Freund*innen von musikalischer Blödelei könnten allerdings frohlocken. Steel Panther? Tenacious D? J.B.O? Hier entlang …
Marco Kampe
Der vormalige Fokus auf verzerrte E-Gitarren ist bei Marco einem übergeordneten Interesse an der Musikwelt gewichen. Die Wurzeln bleiben bestehen, die Sprossen wachsen in (fast) sämtliche Richtungen. Darüber hinaus bedient er gerne die Herdplatten oder schnürt sich die Laufschuhe.